- Witt
- Wịtt,1) Johan (Jan) de, niederländischer Staatsmann, * Dordrecht 24. 9. 1625, ✝ Den Haag 20. 8. 1672; galt ab 1652 als einer der Führer der in Opposition zu den Oraniern stehenden republikanische Partei, die die Statthalterschaft (Niederlande, Geschichte) aufzuheben suchte und eine ständische Oligarchie befürwortete. 1653 zum Ratspensionär gewählt, bestimmte er in der »ersten statthalterlosen Zeit« (1650-72) als oberster Leiter die Politik der niederländischen Republik. Trotz vieler Rückschläge suchte er die traditionelle Freundschaftspolitik mit England und Frankreich aufrechtzuerhalten, beide Staaten zugleich jedoch zum Nutzen der Niederlande gegeneinander auszuspielen. Diese Politik scheiterte 1670 mit dem Abschluss des Geheimvertrags von Dover. Höhepunkte der Außenpolitik Witts waren die beiden ersten englisch-niederländischen Seekriege (1652-54; 1664/65-67), die Vermittlung der Friedensschlüsse von Oliva und Kopenhagen (1660), die den 1. Nordischen Krieg beendeten, sowie der Dreibund zwischen den Niederlanden, England und Schweden, der den französischen König Ludwig XIV. im Devolutionskrieg zwang, auf die vollständige Eroberung der Spanischen Niederlande zu verzichten. Der Ausbruch des 3. Seekriegs mit England (1672), begleitet von einer zunächst erfolgreichen französischen Landoffensive, sowie innere Schwierigkeiten führten zur Absetzung Witts und zur Berufung Wilhelms von Oranien zum Statthalter. Mit seinem Bruder Cornelis (* 1629), der fälschlich eines Mordanschlags auf Wilhelm bezichtigt worden war, wurde Witt vor der Gevangenpoort in Den Haag bei einem Volksauflauf gelyncht. Ob es sich um ein Mordkomplott oder eine spontane Aktion handelte, ist in der Geschichtswissenschaft ebenso umstritten wie eine Verstrickung Wilhelms in den Anschlag.Witt beschäftigte sich auch mit Mathematik. Eine Arbeit über Kegelschnitte erschien in den »Elementa curvarum linearum«, die im Anhang der von F. van Schooten besorgten Neuausgabe (»Geometria«, 2 Bände, 1659-61) von R. Descartes' »La géometrie« abgedruckt wurde. Seine Schrift »Waerdije van lijf-renten naer proportie van losrenten« (1671) ist eine der ersten Anwendungen der Wahrscheinlichkeitsrechnung auf ökonomische Probleme und ein Beitrag zur Begründung der Versicherungsmathematik.P. Geyl: Orange and Stuart (a. d. Niederländ., London 1969);2) Katarina, Eiskunstläuferin, * Staaken 3. 12. 1965; Olympiasiegerin 1984 und 1988, Weltmeisterin 1984, 1985, 1987 und 1988, Europameisterin 1983-88. - Sie wechselte als erste DDR-Sportlerin im November 1988 »genehmigt« ins Profilager (u. a. zur amerikanischen Eisrevue »Holiday on Ice«), wurde 1992 Profiweltmeisterin und nahm 1994 nochmals an Olympischen Spielen teil (Platz 7). Sportlerin des Jahres 1984.3) Otto Nikolaus, Chemiker, * Sankt Petersburg 31. 3. 1853, ✝ Berlin 23. 3. 1915; war nach Industrietätigkeit in London (1875-82) und Mannheim ab 1891 Professor für technische Chemie an der TH Berlin; arbeitete v. a. über synthetische Farbstoffe und die Theorie der Textilfärbung; unterschied erstmals chromophore und auxochrome Gruppen.
Universal-Lexikon. 2012.